Heu bedampfen oder wässern? Handling, Kosten und Fressverhalten im Vergleich
Laura Köhl
Als Beraterin für Pferdefütterung und Fütterungsmanagement verfüge ich neben wissenschaftlich fundierter Expertise ebenso über umfangreiche, praktische Erfahrungen im Bereich der Pferdeernährung wie auch ein geschultes Auge in Sachen Pferdehaltung und Verhalten.
Ebenso besitze ich Fachkenntnisse in angrenzenden Themengebieten wie Botanik und Biochemie und nicht zuletzt ein Gespür für die Bedürfnisse meiner Kunden.
So betrachte ich jedes Pferd als Individuum im Kontext seines aktuellen Haltungs-, Fütterungs- und Bewegungsmanagements und erstelle darauf basierend ein begreifbares, umsetzbares Fütterungs- und Bewegungskonzept, welches darauf ausgelegt ist zur langfristigen Gesunderhaltung beizutragen.
Handling & Kosten
Um Heu zu bedampfen, gibt es seit mittlerweile einigen Jahren kommerzielle Heubedampfer verschiedener Anbieter (z.B. Haygain, Heumaster, Heuking) auf dem Markt. Einige Pferdebesitzer verwenden jedoch selbstgebaute Heubedampfer, die beispielsweise aus Müll- oder Regentonnen als Behältnis und Dampftapetenablösegräten bestehen. Nachteilig beim Bedampfen sind grundsätzlich die Kosten, welche durch die Anschaffung des Heubedampfers, dessen Instandhaltung sowie die laufenden Stromkosten entstehen. Auch ist nur die Verwendung von losem Heu, Heunetzen oder HD-Ballen möglich, um eine vollständige Durchdringung mit Dampf zu gewährleisten. Der Nachteil des Wässerns ist, dass das Heu aufgrund des hohen Gewichts durch das Vollsaugen mit Wasser schwer zu handhaben ist. Weiterhin ist zu beachten, dass das Einweichen nur dann ausreichend ist, wenn Heuballen aufgeschnitten und komplett mit Wasser bedeckt werden, damit das Wasser diese vollständig durchdringen kann.
Die Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit beider Methoden für eine flächendeckende Anwendung ist daher begrenzt. Als Einsteller in Pensionsbetrieben ist aufgrund des erhöhten Zeitaufwands durch das Handling, den Verschleiß von Gerätschaften sowie den Verbrauch von Wasser oder Strom bei beiden Methoden mit nicht unerheblichen Mehrkosten zusätzlich zum normalen Einstellpreis zu rechnen.
Fressverhalten
Interessant ist auch, dass die Behandlung von Heu durch Wässern und Bedampfen Einfluss auf das Fressverhalten nehmen, Mehrere Studien haben gezeigt, dass Unterschiede im Fressverhalten zwischen nativem, bedampftem und gewässertem Heu bestehen, was sich in der Kaufrequenz und der Verzehrrate widerspiegelt. So ist die Verzehrrate bei gewässertem Heu geringer und die Kauintensität im Vergleich zu bedampftem und nativem Heu erhöht. Eine verlängerte Fresszeit sowie eine erhöhte Kauintensität ist grundsätzlich im Sinne einer artgerechten Fütterung zu begrüßen. Allerdings scheint dies aus einer geringeren Schmackhaftigkeit und erniedrigten Nährwerten aufgrund von Auswaschungseffekten zu resultieren Die stärkere Verringerung des Gehalts an wasserlöslichen Kohlenhydraten durch Wässern im Vergleich zum Bedampfen führt vermutlich dazu, dass das Heu weniger süßlich schmeckt, sodass Pferde bedampftes und natives Heu dem sehr feuchten, gewässerten Heu bevorzugen.
Weiterhin gilt es zu bedenken, dass vor allem das Einweichen die haptischen und physikalischen Eigenschaften des Heus verändert, was ebenfalls Auswirkungen auf das Kauverhalten haben könnte. Nasses Heu ist nicht so spröde wie trockenes und muss daher im Kauvorgang intensiver bearbeitet werden, was zu mehr Kauzyklen führt. Bei der Aufnahme von bedampftem Heu hingegen ist eine verringerte Kaufrequenz im Vergleich zu nativem und gewässertem Heu zu verzeichnen. Bedampfen scheint somit die Akzeptanz im Vergleich zu gewässertem und nativem Heu zu erhöhen
Die scheinbar erhöhte Schmackhaftigkeit von bedampftem gegenüber nativem Heu könnte teilweise auf den nur leicht erhöhten Wassergehalt sowie die weichere Beschaffenheit des Heus durch die Behandlung und somit auf veränderte taktile Reize zurückzuführen sein. Zudem könnten es während des Bedampfungsvorgangs zu Strukturveränderungen aufgrund von biochemischen Reaktionen im Bereich der im Heu enthaltenen Kohlenhydrate kommen.
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